Die Blockflöte – ein typisches Kinder- und Mädcheninstrument!
Okay, dass sich eine Blockflöte aus widerstandsfähigem Kunststoff günstig herstellen und schon von kleinen Händen bedienen lässt, prädestiniert sie natürlich als Einsteigerinstrument für Kinder. Und ihren Ruf als »Mädcheninstrument« wird sie seit ihrer bevorzugten Verwendung in den nationalsozialistischen Mädchenorganisationen wohl auch nicht mehr so schnell loswerden.
Aber war da nicht noch was ...?
Ja! Die Blockflöte ist ein überaus ästhetisches, klangschönes, hochvirtuoses Instrument, das über viele Jahrhunderte eine wichtige Rolle in der Musikgeschichte spielte!So rangierte die Blockflöte in der Renaissance wohl auf Top 1 der beliebtesten Blasinstrumente. Das belegt z. B. die Inventarliste des Herzogs Raymond Fugger (1529-1569): auf ihr finden sich unter 227 Blasinstrumenten allein 111 Blockflöten. Und die Stuttgarter Hofkapelle verfügte 1589 über einen Bestand von sage und schreibe 299 Blockflöten.
Natürlich waren das nicht nur die kleinen Sopranblockflöten, an die heute die meisten denken. Die Blockflötenfamilie war bereits voll ausgebaut und umfasste Instrumente verschiedener Stimmlagen von wenigen Zentimetern bis zu 2,5 m Länge. Beim chorischen Musizieren im sogenannten Consort wurden in der Regel jedoch nicht mehr als drei Größen gleichzeitig gespielt.
Im Barock erfuhr dann speziell die Bauform der Altblockflöte eine solistische Ausrichtung und wurde von den Komponisten mit einer Vielzahl von Konzerten und insbesondere Kammermusikwerken bedacht. Es war die Blütezeit der Blockflöte, aus der ein Großteil des heute gespielten Repertoires stammt. Die Verwendung der Blockflöte im Konzertbetrieb war so normal, dass die alleinige Angabe von »Flauto« in den Noten nur die Blockflöte bezeichnete. (Erst im Verlauf der ersten Hälfte des 18. Jh. wandelte sich die Bedeutung hin zur Allgemeinbezeichnung für Traversflöten.)
Mit dem Aufkommen der empfindsamen Stilistik und einer veränderten Klangästhetik verschwand die Blockflöte im ausgehenden 18. Jh. langsam aus dem Musikleben. Von den Zeitgenossen wurde die klappenlose Blockflöte als veraltet betrachtet. Danach fristete sie ein Schattendasein und spaltete sich in national unterschiedlich geprägte Typen auf (z. B. Czakan und Flageolet).
Die Wiederentdeckung der Blockflöte auf breiter Basis wurde schließlich Ende der 1920er-Jahre durch die deutsche Jugendmusikbewegung und ihre pädagogische Verbreitung eingeleitet.